Hier wächst Zukunft: Ein moderner Bioenergiestandort im Grünen
Magdeburg, Deutschland
Die Schornsteine des Zellstoffwerks ragen in den Himmel. Der Industriepark in der Altmark im Norden von Sachsen-Anhalt ist seit Jahrzehnten aus vielen Kilometern Entfernung zu erkennen. Die Schlote sind die Zeichen der Moderne. Dafür ist der Industrie- und Gewerbepark Altmark jüngst als einer der Zukunftsorte des Bundeslandes ausgezeichnet worden. Für weitere Ansiedlungen ist noch ausreichend Platz.
In den vergangenen 20 Jahren ist mitten in Deutschland, zwischen Berlin, Hamburg, Wolfsburg und Hannover ein besonderer Bioenergiestandort im Grünen entstanden. Jüngst wurde er von Wirtschaftsminister Sven Schulze als einer der Zukunftsorte des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Denn die Entwicklung auf dem Areal ist noch lange nicht am Ende. Mehr als 220 Hektar freie Fläche stehen noch für Ansiedlungen bereit. Das Gebiet ist erschlossen und bietet Potentiale, die schwer woanders zu finden sind.
Mit dem Zellstoff kam der Aufbruch
Der kanadische Konzern Mercer International Group eröffnete 2004 dort eines der modernsten Zellstoffwerke der Welt. Die rund 600 Beschäftigten produzieren heute jährlich bis zu 740.000 Tonnen Zellstoff und entwickeln den Standort zu einer zeitgemäßen Bioraffinerie weiter. Schon jetzt betreibt Mercer im Industriepark Deutschlands größtes Kraftwerk für Biomasse mit 148 Megawatt Leistung sowie eine Extraktionsanlage für Terpenton und Tallöl.
„Wir haben hier exzellente Bedingungen für Moderndenker", sagt Wirtschaftsminister Schulze. Neben Platz sind es vor allem die strukturellen Voraussetzungen und weiche Faktoren, die das Potenzial ausmachen. Ein zweites Bahngleis in den Industriepark ist in Planung, der Elbe-Hafen kann genutzt werden, auf dem Gelände befindet sich ein eigenes Wasserkraftwerk und in Stendal der nächste regionale Flughafen. Vor allem aber ist die Altmark ideal für moderne Ansiedlungen. Die Region steht für regenerative Energien und bietet mit der nahen Hochschule in Stendal auch Verknüpfungen an die Wissenschaft. Und in wenigen Jahren wird die Nord-Südverbindung der A14 quer durch die Altmark fertiggestellt sein.
Von diesen Bedingungen profitieren die mittlerweile 32 Unternehmen, die sich im Industrie- und Gewerbepark Altmark bereits niedergelassen haben. Eines der ersten war die AMS Arneburger Maschinen und Stahlbau mit heute mehr als 150 Mitarbeiter. Die AMS ist eine Manufaktur, die auf Kundenwünsche zugeschnitten riesige Krane herstellt. Sie können bis zu 40 Tonnen schwere Lasten bewegen und haben Ausleger von 55 bis künftig 100 Meter. Auf den Hallen der Produktion sind Photovoltaikanlagen installiert, die das Unternehmen mit der eigenen Energie versorgen.
Mit grüner Energie autark in die Zukunft
Das Zukunftskonzept sieht vor, dass sich der Gewerbepark größtenteils autark versorgen kann. Im Mittelpunkt steht der Netzwerkgedanke. Darum ist mit einer Wasserstoffanlage auch ein Pilotprojekt im Gewerbepark in Betrieb genommen worden. Es ist außerdem möglich, auf dem Firmengelände zur eigenen Versorgung ein Windrad zu errichten. Die Unternehmen auf dem Gelände sollen sich gegenseitig mit grüner Energie versorgen können. Die Herstellung aller Produkte im Gewerbepark ist zukünftig so klimaneutral wie möglich und durch eine Kreislaufwirtschaft möglich. Wer mit grüner Energie produzieren möchte, ist am Standort in der Altmark genau richtig.
So sieht das auch das Unternehmen Sofidel. Die weltweit agierende Unternehmergruppe aus Italien produziert seit 2006 im Gewerbepark Hygiene- und Haushaltspapiere. Sie profitiert vor allem durch die Nähe zum Zellstoffwerk, das den Rohstoff für Sofidel liefert. Rund 100.000 Tonnen Toilettenpapier, Küchenrollen und Taschentücher verlassen jedes Jahr das Unternehmen mit 350 Beschäftigten. Vor zehn Jahren hat sich mit Weltec Biopower ein weiteres modernes Unternehmen am Standort angesiedelt. Die Firma produziert in seiner Raffinerie seit 2013 Biogas und speist stündlich rund 700 Kubikmeter aufbereitetes Biomethan in das Gasnetz ein.